Von Steamboat Springs fahren wir unseren letzten Tag in Colorado auf dem GDMBR. Es ist herrlich einsam und obwohl die Landschaft nie wirklich atemberaubend ist, ist sie doch immer einfach schoen und wir fuehlen uns pudelwohl. Die Strasse ist zwar teilweise von den starken Niederschlaegen der letzten Wochen etwas mitgenommen (Autos hinterlassen tiefe Rinnen auf nassen Erdpisten), aber es faehrt sich erstaunlich gut. Am Abend bevor wir nach Wyoming rueberfahren kriegen wir von einem netten Paar, welches eine kleine Ranch besitzt, frisch gebackene Cookies und Erdbeeren geschenkt. Zudem erhalten wir grad wichtige Infos ueber Strassenverhaeltnisse. Solche ueberraschenden Begegnungen haben wir immer wieder und muntern uns extrem auf.
Auf der Naturstrasse, auf welcher der GDMBR weiterfuehrt, wird gerade gebaut und ist darum nur abends fuer Durchgangsverkehr offen. Wir fahren trotzdem weiter, in der Hoffnung, dass wir als Radfahrer von einem Bonus profitieren und schon irgendwie durchkommen, was dann auch wunderbar klappt. Wir haben den ganzen Tag keinen Verkehr ausser den Autos/Maschinen der Strassenarbeiter. Wir erfahren dass die Strasse fuer die Asphaltierung vorbereitet wird welche in ca 10 Jahren abgeschlossen sein wird. Zum Glueck konnten wir sie noch im unasphaltierten Zustand befahren...
Wir bereiten uns im ersten Ort in Wyoming vor auf die kommenden, strengen Tage vor. Wir goennen uns wiedermal in ein Motel (was wir so alle 7 Tage machen), und lassen es uns bei einer riesigen Pizza gutgehen. Wir muessen fuer vier Tage Essen dabei haben und unser Einkauf im Supermarkt artet etwas aus (wie immer wenn wir einkaufen gehen...): Stengel, Muesli, frisches Gemuese, Obst, Brot, Gebaeck undundund. Als wir die Einkaeufe im Motel auslegen, ist es uns raetselhaft, wie all das in unseren Taschen Platz haben soll. Wir brauchen fuer die Strecke auch viel Wasser und laden je 10 Liter Wasser. Als wir den Wetterbericht checken, erfahren wir, dass die naechsten Tage Gewittertendenz herrscht! Unser GDMBR-Fuehrer raet davon ab, diesen Streckenabschnitt, welcher durch das "Great Divide Basin" (eine riesige Ebene) fuehrt, im Mai zu fahren, eben wegen diesen Fruehlingsunwettern. Wir probieren es aber trotzdem und studieren noch einen 5-seitigen Artikel wie man sich bei Blitzschlag im (flachen) Gelaende verhaelt.
Die Strasse fuehrt durch leicht huegelige, wuestenartige, wunderbar einsame Landschaft. Hier leben wilde Pfeder und unzaehlige "Pronghorns", eine Art Antilope und wir koennen viel "Wildlife" beobachten. Wir sind richtig froh, endlich gefordert zu werden. Die ersten 4-5 Wochen auf dem Velo waren zwar sehr schoen, aber in keinster Weise herausfordernd. Am Abend des ersten Tages ziehen bereits duestere Wolken auf, ein Gewitter steht an und weit und breit ist unser Zelt die einzige Erhebung in der Landschaft: Kacke! Wir gehen aus dem Zelt, nehmen Abstand von den Velos und gehen in die "Kauerstellung" (im stroemenden Regen versteht sich). Das Gewitter zieht zum Glueck 2-3 Kilometer an uns vorbei, aber der Schrecken sitzt tief. Hier koennte uns niemand helfen, Verkehr gibt es kaum (pro Stunde ca ein Auto) und die naechste richtige Strasse ist 45 km entfernt. Die Strasse hier gehoert zu den einsamsten, die wir je mit dem Velo befahren haben. Wir entschliessen uns darum am naechsten Tag schweren Herzens, das Great Divide Basin und mit ihm diese wunderschoene Landschaft und Einsamkeit, zu verlassen, damit wir die naechste Nacht nicht mehr so exponiert verbringen muessen (gewittern tuts aber wieder, aber wir sind nicht mehr die groesste Erhebung in der Landschaft :).
Nach 2 weiteren Tagen ohne Einkaufsmoeglichkeiten treffen wir in Pinedale ein, einer typischen amerikanischen Kleinstadt mit 1500 Einwohner. Die Staedte dieser Groessenordnung sind seit Kalifornien immer etwa aehnlich: Sie sind extrem weitlaeufig (man vermutet zuerst ein Vielfaches der Einwohner), sprich zu Fuss kann man lange Strecken zuruecklegen! Zum Glueck haben wir unser Velos... Damit verbunden ist auch die Tatsache, dass es keine Leute gibt auf der Strasse, NUR Autos. Das ganze Leben scheint sich drinnen (in Haeusern oder eben Autos) abzuspielen. Damit die Leute ihr Auto moeglichst selten verlassen muessen, gibt es ja auch diese praktischen Drive-ins oder Drive-throughs: Bankomaten, Cafes, Restaurants, Liquor-Store. Wenn wir nun etwas wissen wollen, zB wo die Waescherei ist, haben wir dadurch ein regelrechtes Problem. Weit und breit gibt es niemanden, den wir fragen koennten! Oft bleibt nur die Moeglichkeit, ein Auto anzuhalten, jemanden vor dem Supermarkt anzuspringen oder in ein Restaurant zu gehen. Die Leute hier scheinen wirklich moeglichst wenige Meter zu Fuss zurueckzulegen. Interessant sind jeweils auch die "Einkaufszentren", welche neben Lebensmitteln auch Kleider, Werkzeuge, Medikamente, Fischerruten, Jagdausruestung und Sturmgewehren samt Munition verkaufen. Wir begnuegen uns mit einem Baerenspray (einem ueberdimensionalen Pfefferspray), denn ab hier nordwaerts bewegen wir uns in Grizzly-Gebiet.
Wir enstcheiden uns, den GDMBR fuer einige Tage zu verlassen, denn wir planen nun den Besuch des Grand Teton und Yellowstone Nationalparks. 2 Velotage spaeter erreichen wir Jackson Hole, einen sehr touristischen Ort, welcher als Eingangstor zu den Nationalparks dient, aber auch als Skiresort einen guten Ruf hat: 400 Zoll Schnee soll es hier jeden Winter geben! Wir wollen wieder mal ein paar Tage vom Velo steigen und die Umgebung zu Fuss erkunden, doch dieses Jahr hat es hier 180% der ueblichen Schneemengen gegeben, so dass viele der Wanderungen in den Parks noch tief verschneit sind. So lassen wir uns vor Ort ueberraschen, was moeglich ist.