St. George - Durango

05/08/2014

Als wir St. George verlassen, stehen dunkle Wolken am Himmel und lassen Ungutes vermuten. Doch wir haben Glueck und kommen fast trocken davon. Die ersten Regentropfen fallen vom Himmel, als wir den Campingplatz beim Zion Canyon erreichen. Es ist der erste Regen, den wir auf unserer Reise abbekommen, bis jetzt wurden wir immer von viel Sonne verwoehnt.

Wir nehmen uns einen Tag Zeit, um auf einer Wanderung den Zion Canyon zu erkunden. Der Weg fuehrt uns weit nach oben, auf ein hoeheres Plateau, von welchem aus wir eine tolle Rundsicht haben. Der Canyon ist eine schmale Schlucht, an dessen Seiten steile Waende aufragen. Wir sind natuerlich nicht die einzigen, die den Park erkunden wollen und die gigantische touristische Infrastruktur ueberrascht uns doch sehr. Es gibt einen Shuttle-Bus, der die Leute im Canyon von Ort zu Ort bringt, unzaehlige Lodges, Restaurants, Shops, aber auch viele Wandermoeglichkeiten.

Nachdem der Wandertag schon fast einem Ruhetag geglichen hat, radeln wir weiter in Richtung Bryce Canyon. In Sued-Utah gibt es an jeder Ecke einen Canyon zu bewundern und jeder ist einzigartig. Bryce ist total anders als Zion und das Farbenspiel, welches wir hier sehen, ist grandios. Auch hier sind wir wieder nicht alleine, aber solche Naturschauspektakel bleiben schliesslich nie lange unentdeckt...

Waehrend dieser Tage betreiben wir regelrechtes Wintercamping. Die Naechte sind bitterkalt und vor den ersten Sonnenstrahlen lockt uns nichts aus den warmen Daunen. Wir muessen erst mal alles auftauen (uns inklusive), bevor wir fruehstuecken koennen. Dazu blaest permanent ein starker Wind (ca. 40km/h mit Boen um 70km/h), leider haeufig von vorne bzw. seitlich.  So kommen wir weniger schnell vorwaerts als eigentlich geplant, bzw. brauchen fuer dieselbe Strecke mehr Zeit als erwartet. Die Pausen fallen meist kurz aus, da es uns das Sandwich fast aus der Hand reisst.

Die Dichte an Canyons in Utah ist zu hoch, als dass wir alle besuchen koennten und an einigen fahren wir vorbei. Da wir teilweise nur maessig informiert sind ueber gewisse Streckenabschnitte, welche wir befahren, passiert es immer wieder, dass wir uns unerwartet inmitten wunderschoener Landschaft befinden. So zum Beispiel auf dem weiteren Weg, als wir den Capitol Reef National Park durqueren. Voellig begeistert von der Farbenpracht, den vielen Tieren und den tollen Felsformationen koennen wir uns kaum laenger als 15 Minuten am Stueck im Sattel halten, weil es immer wieder etwas zu bestaunen gibt. Die Strassen sind hier zum Glueck wieder recht einsam, so dass wir haeufig sehr schoene Zeltmoeglichkeiten finden.

Der Verkehr auf den Nebenstrassen ist meist recht gut zu ertragen, jedoch wundern wir uns immer wieder ueber die riesigen Autos, welche die Nordamerikaner fahren, dies sind meist ueberdimensionale Pickups. Die Sucht nach motorisierter Fortbewegung spiegelt sich auch im Reisestil der Amis wieder, diese erkunden ihr Land naemlich meist mit sogenannten RVs. Meist besteht das RV aus einem Wohnmobil welches etwa die Groesse eines Postautos hat, dahinter wird ein normales Auto hinterhergezogen (wohl zum Einkaufen etc). Am Auto sind meist noch 2 Velos (wohl nur als Dekoration) angebracht oder alternativ ein Schiff oder ein Quad.

Bevor uns nun eine laengere Strecke von 200 km ohne Versorgungsmoeglichkeiten erwartet, decken wir uns im letztmoeglichen Ort mit Essen ein. Der Dorfladen entpuppt sich als Tourenfahrer-Treffpunkt und zwischen den Regalen mit Lebensmitteln treffen wir Billy und Kristine wieder, die wir bereits beim Bryce Canyon kurz gekreuzt haben. Hinter dem naechsten Staender ist Tom, der ebenfalls mit dem Rad unterweg ist. Sie fahren in die gleiche Richtung, so treten wir einige Zeit gemeinsam in die Pedale. Billy und Kristine haben sich ebenfalls unterwegs kennengelernt und auf dem Weg nach Hause (New York bzw. Rhode Island) zusammengetan. Da wir alle verschieden Fahr-Rhytmen und -tempi haben, entpuppt sich das Zusammenfahren als nicht ganz einfach. Wir beenden unseren Tag vor ihnen und schlagen unser Zelt an einem schoenen Ort mit guter Aussicht auf, waehrend sie noch eine Stunde weiterfahren. Wir treffen uns in den naechsten Tagen aber immer wieder und so gerne wir zu zweit sind, schaetzen wir die temporaere Gesellschaft sehr und geniessen die Abende.

In Dolores erfahren wir auf der Suche nach einem Campingplatz, dass es Radfahrern erlaubt ist, im Stadtpark zu campen. Wir wollen uns noch beim Sheriff absichern, doch der hat schon Feierabend. So beschliessen wir, dass es wohl ok ist, wenn wir unsere Zelte auf der schoenen Wiese inmitten dieses Ortes aufstellen. Wir wissen zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht, dass der Rasen nachts von einem Rasensprenger bewaessert wird und so wachen wir nachts auf, als es im 10-Sekunden-Takt auf unser Zelt regnet. Es dauert eine Weile, bis wir im Halbschlaf begreifen, dass es nicht regnet, sondern wir in der Bewaesserungszone sind! Gluecklicherweise ist das ganze nach etwa einer Viertelstunde vorbei, so dass wir weiterschlafen koennen. Am Morgen ist unser Zelt von einer duennen Eisschicht ueberzogen...

Kulinarisch lassen wir es uns auf dieser Reise sehr gut gehen. Wir haben meist frisches Gemuese und Fruechte dabei und auch ein Glas Erdnussbutter sowie Nutella darf nicht fehlen! Einzig gutes Brot fehlt uns hier sehr. Was hier gaengig als Brot bezeichnet wird, hat unseres Erachtens wenig damit zu tun, sondern gleich vielmehr einen Schwamm. Ab uns zu haben wir aber Glueck und finden "richtiges" Brot, welches dann meist recht schnell weg ist. Abends kochen wir uns ein leckeres Menu, zB Pasta mit Gemuese-Sauce, Fajitas oder Kartoffelstock mit Soja. Nach einem Tag im Sattel sind die Vorfreude auf das Abendessen und dessen Genuss doppelt so gross.

Nun sind wir in Colorado angekommen. Die mehr als 2000 km auf Asphalt von San Francisco bis hierher haben wir eigentlich "nur" gemacht, um dem Schnee in den Rocky Mountains etwas Zeit zum Schmelzen zu geben. Von hier an wollen wir naemlich auf die "Great Divide Mountainbike Route" einbiegen, welche uns nach Kanada bringt. Nun macht uns aber wohl der harte Winter einen Strich durch die Rechnung: Es hat wohl noch zu viel Schnee! Da dieser Trail entlang nicht-asphaltierten Schleichwegen geht, auf welchen der Schnee nicht weggeraeumt wird, muessen wir wohl nach Alternativrouten suchen und noch etwas auf "normalen" Strassen weiterfahren.