Da der Pass vom Mono Lake zum Yosemite Park noch tief verschneit und somit geschlossen ist, fuehren wir unsere Reise weiter Richtung Osten. Nach einer holprigen Abkuerzung auf einer Schotterpiste entlang dem Mono Lake fahren wir auf einer sehr einsamen Strasse Richtung Nevada, immer mit der Sierra Nevada im Ruecken. Der Verkehr ist sehr gering (so ca ein Auto pro 30 Minuten), so dass es sich sehr angenehm faehrt. Wir lassen die letzten Baeume hinter uns und tauchen ein in eine sehr trockene und monotone Wuestenlandschaft in der nur (und trotzdem erstaunlich) Gebuesch uerlebt. Tiere sehen wir nicht viele, obwohl wir vor den giftigen Klapperschlangen gewarnt wurden. Sonst besteht die Tierwelt in erster Linie aus Voegeln, Hasen, Kuehen und so eine Art Reh. Es soll hier jedoch auch noch "Mountain Lions" geben, wie wir von einem Jaeger aufgeklaert werden. Die erste Begegnung steht noch aus...
Die Weite der Landschaft ist gewaltig! Die Strassen fuehren meist 50 km ohne Kurve geradeaus und uerqueren einige Anstiege mit 500 Hoehenmeter, welche immer wieder schoene Aussichten bieten. Solche Herausforderungen mit derartig eintoenigen Landschaften kennen wir bereits aus Suedamerika und deshalb auch ein gutes Hilfsmittel fuer Kurzweile: MP3-Player. So werden die 5-8h die wir taeglich im Sattel sitzen, etwas abwechslungsreicher. In Raphaels Ohren klingts aber um einiges wilder (zB Metallica) als bei Bettina (zB Brahms).
Wir fahren auf dem sogenannten "Extraterrestrial Highway", vorbei an der sagenumwobenen Area 51, einer ehemals geheimen Militaerbasis. Militaerfluegzeuge schwirren am Himmel und ab und zu hoeren wir Detonationen. Es ist eine wahrlich trostlose Gegend hier! Umso mehr freuen wir uns ueber die sehr spannenden Begegnungen mit den Einheimischen, welche wir in den kleinen Ortschaften (10-100 Einwohner) treffen. Wir sind immer wieder fasziniert davon, was die Leute dazu animiert, sich in solchen (fuer uns trostlosen, gottverlassenen) Orten nierderzulassen. Allesamt sind die Leute sehr hilfsbereit und aufgeschlossen, geben uns Tipps und wuenschen uns viel Erfolg und "fun". Das meiste Gewerbe in der Gegend lebt von dem Kult der Aliens, in einer Bar ("A'Lee'Inn") gibt es eine riesige Auswahl an Aliens/UFO-merchandising Artikeln.
Von einer Minute auf die andere zieht ein hoellischer Wind auf, der uns vier volle Tage begleitet. Musik hoeren ist keine Option mehr, der Wind ist viel zu laut. Zeitweise kommen wir uns vor wie dazumals in Patagonien, wir muessen ALLES festhalten, damit es nicht davon fliegt. Bis jetzt hatten wir mit dem Wind zwar recht Glueck, tendentiell kommt er aus Westen (und wir fahren meist nach Osten), welchselt jedoch von Tag zu Tag. Dazu ist der Himmel oft trueb, so dass die Landschaft wenig hergibt fuer schoene Fotos. Je weiter wir nach Osten kommen, aendert sich die Landschaft jedoch allmaelich. Wir kommen immer mehr in canyon-artige Gegenden, welche uns hier un Utah noch lange begleiten werden.
Was uns momentan am meisten zu schaffen macht, sind die spaerlichen Moeglichkeiten, wild zu zelten. Oftmals ist links und rechts der Strasse ein unueberwindbarer Zaun, Privatland. So muessen wir uns immer wieder mit lauten Naechten arrangieren, da wir kaum weiter als 30m weg von der Strasse kommen. Die einzigen guten Zeltmoeglichkeiten bieten sich auf den Paessen und in den sogenannten "national forests" (Land, welches dem Staat gehoert), oder natuerlich auf kostenpflichtigen Zeltplaetzen.
100 km noerdlich von St. George, unserer ersten grossen Stadt nach San Francisco, warnt uns ein einheimischer Bauer vor einem Schlechtwettereinbruch und bietet uns zur Ueberbrueckung seinen Garten als Zeltplatz an. Wir koennen uns aber nicht vorstellen, laenger als eine Stunde in Entreprise, so heisst der Weiler, zu verteiben und wollen weiter. So kaempfen wir uns nochmals 7h direkt gegen den Gegenwind und erreichen bei den ersten Regentropfen die Stadt. Mangels Energie und Lust, nach einer guenstigen Unterkunft zu suchen, landen wir in einem sehr teuren, altmodischen, aber noblen Bed and Breakfast.