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San Francisco - Mono Lake

04/18/2014
Wir verbringen einen Tag in San Francisco, um uns reisefertig zu machen. Das heisst, Proviant fuer die naechsten Tage einkaufen, eine nicht ganz einfache Sache, wie sich bald herausstellt. Waehrend sich fuer Bettina die groesste Herausforderung im Finden von frischen Lebensmitteln darstellt, fuehlt sich Raphael schon bald wie im Paradies, denn in jedem zweiten Lebensmittel ist Erdnussbutter drin! Die Strassen San Franciscos sind eher mit Kleiderlaeden und Fast Food-Ketten als mit Lebensmittellaeden gefuellt. Die Regale jener Lebensmittelaeden, die wir finden koennen, sind voll mit Snickers, Mars, Cookies, Peanutbutter (eben Raphaels Traeume), Diaetnahrung, Nahrungsergaenzungsmitteln, aber weit und breit koennen wir kein Gemuese oder Fruechte finden (eben Bettinas Albtraeume). Wir streunen durch etwa fuenf Laeden, bis wir endlich fuendig werden und unsere Taschen mit frischen, wie auch Grundnahrungsmitteln fuellen koennen.
Nach einem Tag in der Stadt, an welchem wir rumbummeln, Landkarten kaufen, unsere Raeder zusammenzubauen und uns reisefertig machen, reicht es uns bereits (obwohl diese Stadt sicherlich noch viel mehr zu bieten haette fuer weniger Stadtmufflige als wir es sind).
 
Eine velotaugliche Ausfahrt aus der Stadt zu finden, entpuppt sich als nicht ganz einfach. Von den vielen Bruecken, die in beinahe alle Himmelsrichtungen fuehren, erlaubt nur die Golden Gate Bridge Veloverkehr. Diese fuehrt allerdings nach Norden und wir moechten nach Osten. Aber es bleibt uns keine andere Wahl und wir schlagen uns durch den dichten Stadt- und Vorstadtverkehr. Nach einigen Sackgassen, Umwegen und Umleitungen sind wir endlich auf dem richtigen Weg.
 
Die ersten Tage verbringen wir mangels Alternativen im Hoellenlaerm der Trucks auf autobahnartigen Strassen, welche schier unendlich lange geradeaus und an oeder Landschaft vorbei fuehren. Immer wieder muessen wir einen Umweg einlegen, weil ein Schild *no cyclists* erlaubt. Nach zwei Tagen auf diesen Strassen sind wir soweit, dass wir ans Umplanen (doch auch per Wohnmobil durch die USA??) denken, das Radfahren auf diesen Highways ist wirklich eine neue Dimension des Schreckens. Wir fragen uns immer wieder, was wir hier eigentlich machen! Brauchen wir diese Schinderei ueberhaupt nochmals? Freiwillig? Im lange ersehnten Urlaub?
 
Nach drei Tagen gelangen wir erstmals auf Nebenstrassen, welche uns in Richtung Sierra Nevada fuehren. Damit beginnt fuer uns endliche eine deutlich verkehrsaermere und landschaftlich spannendere Zeit. Wir geniessen die geschwungen Strassen (wer haette gedacht, dass Kurven den Tag so kurzweilige machen koennen?), das Auf und Ab und die Aussicht auf die (Schnee-)Berge, welche sich uns immer wieder eroeffnet. Wir muessen uns einzig noch etwas daran gewoehnen, dass ein Pass nicht einmal rauf und hinten wieder runter bedeutet, sondern viele fiese Zwischenanstiege (und -abfahrten) beinhaltet.  Die Paesse bewegen sich so zwischen 2000-2700m, und so eine Ueberquerung der Sierra Nevada ist somit vergleichbar mit einer Alpenueberquerung.
 
Es gelingt uns jedoch nicht von Anfang an, wieder in den Touren-Modus zu kommen. Das enorme Verkehrsaufkommen, mangelnde Wild-Campingplaetze (ueberall Privatgrundstuecke) und die Hitze erleichtern es uns nicht und wir brauchen einige Tage, bis wir wieder im Reisegefuehl drin sind. Die Temperaturen bewegen sich im Durchschnitt im anenehmen Bereich. In den Naechten gibt es fast immer Temperaturen tief unter 0 Grad, jedoch wird es tagsueber sehr warm, da die Sonne ununterbochen scheint.
 
Da die Amerikaner ausgesprochen kontaktfreudig sind, kommen wir taeglich ins Gespraech mit Locals. Man kann den Amerikanern ja so einiges vorhalten (zB das Herumfahren mit unnoetig ueberdimensionale Wohnmobilen mit einem Pickup im Schlepptau oder sonstiger Groessenwahn), bestimmt aber nicht mangelnde Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. So springt jedes Mal, wenn wir die Karte studieren, jemand zu uns und fragt, was wir suchen. Manchmal ueberfordert uns dies etwas, vor allem, wenn uns jemand gerade eine Minute vorher auch schon gefragt hat. Am Lake Tahoe ereignet sich wieder eine solche Situation. Aber bevor wir *nicht schon wieder* denken koennen, sind wir in ein Gespraech mit einem velokundigen Einheimischen verwickelt, der uns noch auf der Strasse viele Tips gibt. Spontan werden wir von Peter (einem Race Across America Veteranen) eingeladen, bei ihm zu wohnen und geniessen bei ihm uns seiner Frau Kathy eine ueberwaeltigende Gastfreundschaft. Peter entpuppt sich als Gluecksfall, denn er ist selbst sehr viel mit dem Rad in den USA unterwegs und kennt so einige der Strecken, welche wir zu fahren planen. So kommen wir zu super Insider-Infos, Kartenmaterial und ganz vielen ermutigenden Zuspruechen. Die Freude auf das, was uns alles noch erwartet, verfielfacht sich innert Sekundenschnelle. 
 
Raphael's Freilauf toent von Anfang an sehr merkwuerdig, er knarzt und rumpelt. Mit Peters Auto fahren wir zu 4 verschiedenen Velolaeden, koennen jedoch das benoetigte Ersatzteil nirgends aufgetreiben (zu neu!). So faehrt Rapahel momentan die Paesse bremsend UND tretend runter.
 
Der Weg fuehrt uns weiter in Richtung Mono Lake. Wir muessen mehrere Paesse ueberwinden, bis der Blick auf diesen wunderschoenen See endlich frei wird. Landschaftlich erinnert es uns hier an die Hochanden, mit dem Unterschied, dass die Strassen einfach perfekt sind. Nach ca 750 km machen wir hier unseren ersten Ruhetag bevor uns eine extrem einsame Strecke durch Nevada erwartet, welche uns ins Canyonland nach Utah bringt (falls wir nicht doch noch von einem UFO entfuehrt werden).